Selbstverteidigung mit Schusswaffe - sinnvoll, ja oder nein?

Am Freitag, 16.10.2015 wurde durch uns eine Waffenausbildung durchgeführt. Ein großes Thema hierbei - schon vor dem Angriff mit einem Messer auf die neue Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Frau Henriette Reker - war die Selbstverteidigung mit und ohne Schusswaffe.


Ich halte grundsätzlich eine Schusswaffe nicht für das Ideale um einen Angriff mit einem Messer abzuwehren. Viele werden sich jetzt wundern. Jedoch gerade als Ausbilder an Schusswaffen muss ich einigen Personen die Illusion nehmen, dass eine Schusswaffe vor solch einem Angriff schützt.

  1. Ein Messerangriff erfolgt für den Angegriffenen unvorbereitet aus dem unmittelbaren Nahbereich. Der Einsatz des Messers ist überraschend und oft ohne Ankündigung in der Bewegung, da ein Messer versteckt am Körper oder gar in der Hand geführt werden kann.
  2. Erkennt man den Angriff, hat man bei einer mangelnden Vorbereitung (Einstellung zur Verteidigung), mangelnder Handhabung der Waffe (fehlendes Training) und schlechter technischer Vorbereitung (z.B. falscher Platzierung der Waffe, Ladezustand, falsche Aufstellung und Taktik) die Zeit für die richtige Reaktion verschenkt. Der Einsatz der Schusswaffe gefährdet dann im erhöhten Maß Unbeteiligte.
  3. Eine stichhemmende Schutzweste schützt nur bedingt vor Messerstichen. Der Angreifer wird, da er die Überraschung auf seiner Seite hat, genügend Zeit finden um auf eine fehlende Auswirkung seines Angriffes zu reagieren. Er wird sein Ziel auf den Hals, Arme, Unterleib oder Oberschenkel setzen.


Fazit:

Die Verteidigung mit einer Schusswaffe auf kurzer und kürzester Entfernung ist eine hoch anspruchsvolle Ausbildung, die sehr hohe Anforderungen an den Schützen stellt.

Alleine die Technik eine verdeckt geführte Waffe sicher in Anschlag zu bringen ist höchst anspruchsvoll. Die gezielte Schussabgabe, eventuell beim Ausweichen oder gar nach einem Sturz auf den Rücken, erfordert erhebliche Übung.

Die Verteidigung ohne Waffen ist bei einem Angriff der überraschend mit einer Hieb- oder Stichwaffe in kurzer oder kürzester Entfernung angetragen wird, effektiver. Selbstverständlich muss hierbei der Verteidiger auch geübt sein und den Verteidigungswillen an den Angreifer tragen.

Ein Fachmann in der Verteidigung muss beides können, die Abwehr eines Angriffes jedweder Art mit und ohne Waffen. Beherrscht er eines davon nicht, ist er kein Fachmann.



Verfasser: Mike Zimmermann